Mehr Klimaschutz mit QNG & Ökobilanz?

Die MEINUNG von Dirk Scharmer- Stand 21.Mai 2023

Bauen für die Zukunft: Weiter so ist nicht!

Klimaschutz: In allen Bereichen, sofort und soviel wie möglich!

Bietet die aktuelle Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) mit dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) und den zinsvergünstigten Krediten der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für Klimafreundliche Gebäude (KfN) genügend Anreize für mehr Klimaschutz im Wohnungsbau?
Eine vergleichende Ökobilanz/ Lebenszyklusanalyse eines beispielhaften Einfamilienhauses liefert diese Antworten:

  1. Sofort mehr Klimaschutz durch QNG & Ökobilanz?
    -> Nein, eine Optimierung der sofort klimaschädlichen Herstellphase kann konzeptionell und zahlenmäßig durch Kumulierung mit dem späteren Nutzungsstrom und der späteren Heizenergie nicht gezielt gefördert werden.
    (In einer QNG-Bewertung eines EFH‘s können z.B. bis zu 100t fossile CO2-Emmissionen aus der Herstellphase „untergehen“, d.h. mit QNG-Förderung heute unwiederbringlich emittiert werden)
  2. So viel wie möglich Klimaschutz durch QNG & Ökobilanz?
    -> Nein, dadurch, dass heute, unwiederbringlich emittierte Herstellemissionen mit „guter“ Haustechnik (Wärmepumpe, PV, Batterie), bilanziert allerdings mit heute noch „schlechtem“ Strom, gegengerechnet werden kann, verfällt das Potential aus der Herstellphase.
  3. In allen Bereichen mehr Klimaschutz mit QNG & Ökobilanz?
    -> Nein, dadurch, dass im kumulierten Einzahlwert nicht zwischen Treibhausgasen biogenen und fossilen Ursprungs unterschieden wird, sind keine echten Anreize in der Herstellphase für Holzbau und Nawaro‘s möglich (Kohlendioxid aus Verbrennung im Modul C3 am Lebenswegende führt auch für Holz und Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen zur Abwertung).
  4. Echte Technologieoffenheit mit QNG & Ökobilanz?
    -> Nein, die heutigen Berechnungsregeln (v.a. die 20 kWh/m2·a Nutzungsstrom) legen ein einseitiges Gewicht auf zukünftige Emissionen und verzerren die Lösungsoptionen zu Gunsten von Wärmepumpe, PV, Batterie & Co.
  5. ->Zum Ausschluss von Biomasseheizungen im hochgedämmten Neubaubereich als klimaschützende Lösung in QNG ist kein nachvollziehbarer Diskurs sichtbar! (Die thermische Verwertung/ Kompostierung ist am Ende einer stofflichen Kaskadennutzung von Biomasse wichtiger Bestandteil eines nachhaltigen biogenen Kohlenstoffkreislaufs. Wenn hier Anreize geschaffen werden sollen, darf in der Entsorgungsphase (C3) die damit einhergehende Emissionen biogener THG’s nicht „abgestraft“ werden)